Kieler Nachrichten (Teil INKIEL) 07.11.2014

Caulius und die attraktive Stadt

Das Bestreben Kiel attraktiver zu machen, ist sehr lobenswert. Kritiker mögen einwenden, dass etwas Perfektes ja kaum noch zu verbessern ist und die schönste Stadt der Welt schließlich schon so gut ist, weil Gott, Stadtbaurat und Ratsversammlung sie so schufen. Doch sucht man bei Google nach „schönster Stadt der Welt“, so findet man auf den ersten Seiten der Suchergebnisse erstaunlicherweise kein Wort von Kiel. Deshalb haben die Entscheider unserer Landeshauptstadt entschieden, dieses zu ändern.

Erste Ideen gehen in Richtung Flutung der Innenstadt. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich die Attraktivität einer Innenstadt proportional zu ihrem Wassergehalt verhält. So soll der Kleine-Kiel-Kanal die Massen anziehen, die sonst nur die Wüstenregionen an der Kieler Förde zum Shoppen genutzt haben. Bei McDonald‘s an der Holstenbrücke sitzen und beim Essen auf das Wasser gucken – das geht sonst nur in der über 100 Meter entfernten Campus Suite (der nächste McDonald’s mit Förde-Wasserblick ist sogar fast 800 Meter entfernt).

2020 werden wir dann voraussichtlich die Landesgartenschau ausrichten und die Kinder der Welt – also die, die in den 60er und 70er Jahren Kinder waren – werden das MFG 5-Gelände stürmen und sich an (Wasser-) Pflanzen erfreuen. Und sie werden zurückkehren ins ferne Eckernförde und Rendsburg und allen berichten, wie schön Kiel ist. Das ist dann etwas, das wir voraussichtlich auch noch 2020 Berlin voraushaben werden: Menschen, die von einem örtlichen Flughafengelände zufrieden nach Hause fahren.

Doch diese Bestrebungen haben alle einen Fehler: Sie sind auf den Sommer ausgelegt. Doch wie Caulius von geheimen Besprechungen im Rathaus hören konnte, plant Kiel den ganz großen Coup. So wird man sich 2022 an die Weltmeisterschaft in Katar anlehnen und die Jahreszeiten einfach vertauschen. Das bedeutet, dass die Kieler Woche voraussichtlich in der letzten kompletten Januar-Woche stattfinden wird. Für den Kieler bedeutet das praktisch keine Umstellung. Temperaturmäßig dürfte es kaum Unterschiede geben und Schneefall ist sogar noch besser bei einem Silbermond-Konzert zu ertragen, als der typische Kieler-Woche-Regen. Die Wakeboarder müssen ggf. achtgeben, dass sie nicht bei Sprüngen auf Eisplatten im Bootshafen landen, aber für die Segler wird sicherlich ein Eisbrecher bereit stehen, der vor der Regatta die Spur setzt. Und familienfreundlicher wird es auch, wenn endlich das Abschlussfeuerwerk schon um 17 Uhr gezündet werden kann. Außerdem bin ich schon jetzt gespannt, welche verschiedenen Glühweinsorten auf dem Internationalen Markt angeboten werden.

Apropos Glühwein: Der Weihnachtsmarkt muss dann natürlich in den Juni/Juli ausweichen. Ich bin mir sicher, dass auch ein Tallinn-Stand so flexibel ist, und seine Produktpalette um die kühle Estland-Caipirinha erweitert. Aus dem Wintermärchen wird im Opernhaus das Sommermärchen – insbesondere Märchen aus 1000 und 1 Nacht lassen sich da viel gefühlsechter präsentieren.

Wenn dann auch noch der Stadtstrand, die Gondel über die Förde, Stadtregionalbahn und die Olympiade nach Kiel kommen, dann bekommen wir ja das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Ist zwar irgendwie deprimierend für den Rest der Welt, aber irgendwo muss eben der schönste Fleck auf Erden sein.

Mit dem Lächeln beginnt schon mal

Euer und Ihr

Caulius