Kieler Nachrichten 07.08.2009

Caulius auf Kreuzfahrt

Sobald drei Kreuzfahrtschiffe an einem Tag Hamburg besuchen, bekommt der Bewohner der Stadt an der Elbe feuchte Hände und Schnappatmung, kramt sein blaues Licht raus und ruft die „Cruise Days“ aus. Der Kieler nennt das schlichtweg „Wochenende“. Aber auch Caulius hat sich vom Anblick der zumeist weißen Riesen im Innenstadtbereich anstecken lassen und war auf große Fahrt gegangen. Für ihn kam natürlich nur ein Ziel seiner Tour in Frage: Kiel. Dass die Kreuzfahrt dabei in Rio de Janeiro begann, sei nur am Rande erwähnt. Vom Zuckerhut zum ZOB (zumindest dem Rest davon) sozusagen. Und so war die ganze dreiwöchige Fahrt nur ausgelegt auf den einen großen Höhepunkt: die Durchfahrt der Kieler Förde. Natürlich bemühten sich auch die anderen selbst ernannten Weltstädte auf unserem Weg um Aufmerksamkeit. Aber schon die Copacabana bot den zahlreichen mitgereisten Kielern nur ein müdes Schauspiel. Wer will Hochhäuser am Strand, wenn er die wuchtigen Wälder am Rand von Falckenstein kennt? Gut, wir haben keine Jesus-Statue, aber dafür empfängt bei uns das Standbild von Kaiser Wilhelm I die Kreuzfahrer im Schlossgarten – kostenlos, ohne langes Anstehen und mit Pferd. Da kann Rio nicht drüber. Und für Karneval kann ich auch nach Marne fahren. Aber so etwas will ein Kieler sowieso nicht.

Dann kam Salvador da Bahia und bot uns einen angeblich ach so berühmten Aufzug an. Weiß der Reiseführer überhaupt, wie viele Aufzüge Kiel hat? Paternoster-Fahren im Landeshaus, das ist Abenteuer und Fortbewegung mit Kultur - aber doch nicht diese Massenabfertigung in einem Matallkäfig.

Lissabon versuchte es mit dem gleichen Taschenspielertrick bei uns. Keine Chance. Obwohl man den Portugiesen zugestehen muss, dass ihre Altstadt einige optische Schmankerl bereithält. Dort hat man auch noch eine historische Straßenbahn. Doch wir haben ja auch bald die Stadtregionalbahn. Die ist dann auch viel moderner. Ätsch.

Weiter nach Santiago de Compostela, wo bekanntlich der Jakobsweg endet. Das ist eigentlich auch nichts anderes, als dass Leute zu Fuß zu einer Kirche gehen. Dies kann Kiel auch bieten. Wir haben schließlich die Holstenstraße als älteste Fußgängerzone Deutschlands. Und die führt direkt auf die Nikolaikirche zu. Bingo. Nicht dass sich jetzt täglich hunderte Shopping-Pilger auf dem Alten Markt mit Tränen in den Augen in den Armen liegen würden, nur weil sie es vom Sophienhof bis hierhin geschafft haben. Aber dafür gibt es statt Stempel in ein Pilgerbuch bei uns in den Läden Happy-Zahlzurück-Sammelpunkte. Da kann man sich immerhin was von kaufen.

Ich könnte noch so viele Fakten aufzählen, bei denen auf unserer Fahrt Kiel unzweifelhaft als leuchtendes Beispiel dastand. Doch wir Kieler an Bord übten uns in Bescheidenheit. Sollten die anderen nur die sandigen Hügel der Kapverdischen Inseln und die weißen Kliffs von Dover abfotografieren und filmen, als würden sie morgen abgerissen werden. Wie bei jeder guten Reise soll der Höhepunkt am Ende liegen. Und so empfing uns am letzten Tag Kiel mit Sonne und seiner malerischen Förde. Auch der Brasilianer und Mannheimer an Bord musste beim Passieren der Enge auf Höhe des Friedrichsorter Leuchtturms die Stirne anerkennend kraus ziehen. Unser Terminalgebäude wirkte gegen die Lagerhallen einiger anderer Städte wie ein Palast. Das findet übrigens auch die Mannschaft unseres Schiffes. Auch sie fiebern Kiel entgegen. Angeblich wegen der einzigartigen kostenlosen Internetanbindung hier. Aber ich bin mir sicher: das ist nur vorgeschoben. Wir sind dort angekommen, wo Traumreisen anfangen und enden. Im traumhaft schönen Kiel.

Findet
Euer und Ihr
Caulius